Google Universal Search – SEO, was soll ich tun?
In meinen letzten beiden Posts ging es ja darum, welche „white hat“ Möglichkeiten es heute noch gibt, bei Google weit „nach vorne“, also unter die ersten Plätze zu kommen. Sie erinnern sich sicher noch an die vergangenen Jahre, wieviele SEOs tönten da vollmundig: „Wir bringen Ihre Domain innerhalb von 2 Monaten unter die ersten 10 Plätze in der Suchmaschine bei dem von Ihnen gewünschten Keyword!“
Ja und was kam dabei raus?
Ein kurzer, sehr kurzer Hype, ansonsten war für das teuere Geld kein längerfristiger Nutzen zu sehen, die so gepushten Domains verschwanden ins Nirvana, weiter unten, als Sie ohne das „pushen“ ehemals waren… von Google abgestraft… Eigentlich ist Suchmaschinenoptimierung einer Webseite doch nur ein (arbeitsintensives) Handwerk, welches bestimmten vom Suchalgorithmus vorgegebenen Logiken folgen muss: Hierbei geht es doch „nur“ um die optimale Struktur der Webseite, um optimal von Google gecrawlt und dann weit vorne im Google Suchergebnis dargestellt zu werden.
Und jetzt versuchen „wir“ mit legalen „white hat“ Methoden bei Google nach „vorne“ zu kommen:
- Wir benutzen seriös aufgebaute Backlinks,
- schreiben wirklich tollen „unique“, also individuellen, nicht geklonten Content,
- erfüllen eigentlich so alle Online-SEO-Kriterien, die wir landläufig zu lesen bekommen, wenn es um das „wie“ beim „Ranking“ bei Google geht…
Und landen Ihre Seiten mit diesem Vorgehen auf Seite „eins“? Natürlich meist nicht! Wie denn auch, denn Google hat das Universal Search mit Google News, Videos und Bildern installiert! Was ist denn das ominöse Google Universal Search: Gehen wir zunächst mal einen Schritt zurück in die Vergangenheit:
Wie war es da: Da war doch Google die Suchmaschine unserer Wahl, die es einfach strukturiert verstanden hat, uns Nutzer für sich zu begeistern, indem Sie schnell und einfach bedienbar relevante Such-Ergebnisse lieferte. Ja das war einmal: Da gab es wirklich „echte” Google Top-10 Ergebnisse, d.h. nach Eingabe eines Suchbegriffs wurden lediglich die 10 relevanten Such-Treffer auf einer Ergebnis-Seite dargestellt, die auf externe Suchresultate geführt haben. Dann wurde bald (meiner Erinnerung nach 2004) Adwords Anzeigen (bezahlte Werbeanzeigen auf reiner Klick-Basis) erst oberhalb der organischen Suchergebnisse und dann auch an der rechten Seite eingeführt… Im Laufe der Jahre hat Google dann seine Suchergebnisse immer weiter aufgebläht: Bestimmt ist Ihnen das schon einmal aufgefallen: Zwischen die „normalen“ Suchmaschinentreffer schleichen sich immer wieder andere Ergebnisse. Da werden passende Videos zum Thema empfohlen. Oder es werden aktuelle Nachrichten zum Keyword eingespielt. In der von Google benutzten „Suchmaschinensprache“ heißen diese Ergebnisse „Universal Search Ergebnisse“, damit werden alle die Elemente bezeichnet, die in der Websuche bei den Ergebnissen der „ehemals echten” Google Top-10 Ergebnisse eingebunden werden. Diese eingefügten Blöcke sollen die normalen Ergebnisse und deren Darstellung anreichern und für den Besucher auflockern und besser lesbar machen:
Die bekanntesten Einbindungen sind:
- News
- Lokale Branchenanzeigen
- Bilder
- Shopping Anzeigen
- Videos
- Blogbeiträge
Google selbst sagt dazu (eigentlich recht selbstironisch):
Google versucht, Ihnen möglichst relevante Anzeigen zu zeigen, unabhängig davon, ob Sie die Anzeigenpersonalisierung aktiviert oder deaktiviert haben. Häufig können wir Anzeigen auf der Grundlage der Seiteninhalte oder der eingegebenen Suchbegriffe bestimmten Seiten zuordnen. Anhand zusätzlicher Informationen können wir Ihre Anzeigen noch weiter personalisieren. Doch ist es bei den ehemaligen „natural listing” Top-10 geblieben, bzw wo sind die denn heute zu finden? Bei mehr als der Hälfte der von mir gestern überprüften Keywords gibt es leider keine 10 organischen Treffer mehr auf der ersten Seite, sondern teilweise nur noch 5!
Diese schleichende Entwicklung geht auch noch weiter:
Ein Beispiel:
Geben Sie doch einmal das Keyword „Kaffemaschine“ ein, das ja jetzt bei der Verkaufs-Hochkonjunktur vor Weihnachten sicher häufig gesucht wird:
Und was sehen Sie?
Hier bei diesem Screenshot „above the folds“ also dort, was Sie beim ersten Blick auf Ihrem Bildschirm sehen, sind doch mehr als 80 % der Einblendungen nur noch gekaufte Werbung!
- Wo soll da noch Platz für das ehemals hochgelobte „organische Ranking“ sein, die Anzeige der wichtigsten 10 Seiten auf Seite 1?
- Wie können wir es heute noch schaffen, bei umkämpften Keywords legal unter die ersten 10 zu kommen?
- Wie sollen wir gegen Google-Adwords, Amazon-Werbung und den eigenen Google-Shopping-Anzeigen ankommen?
Dies „stört“ auch den Google-Mitbewerber Microsoft, der dem Suchmaschinengiganten auf einer eigens eingerichteten Website „Scroogled“ knallhart dieses Thema aufgreift und Google unlauteren Wettbewerb vorwirft:
Händler könnten sich in Googles Shopping-Angeboten bessere Platzierungen erkaufen, die Nutzer würden gezielt getäuscht… Denn die Suchergebnisse bei der Produktsuche wären nach Ansicht von Microsoft, keineswegs – wie angegeben – nach Relevanz sortiert, sondern wären zum weitaus grössten Teil erkauft. Das bestätigt ja auch Google: Man werde auch in Deutschland bis Mitte 2013 die Produktsuche auf ein „kommerzielles Modell auf der Basis von Product Listing Ads“ umstellen, da „eine kommerzielle Beziehung zu den Händlern zu besseren und aktuelleren Produktinformationen und damit zu besseren Einkaufsergebnissen für die Benutzer“ führen werde…
Und noch ein Beispiel:
Jetzt zum Jahresende sind gerade PKW-Versicherungsvergleiche aktuell.
Noch sind in Deutschland die Keyworte aus dem Finanz- und Versicherungsbereich mit am teuersten. Hohe Adwordspreise versprechen natürlich auch ein hohes Einnahmepotenzial: Hier ist sowieso eigentlich eine komplett eigene Liga aus nur noch drei bis vier dominierenden Anbietern am Start.
Fragen Sie sich doch einmal in einer ruhigen Minute:
Was wird denn aus all den schönen Nischen- und Affiliate-Seiten, wenn Google zukünftig statt ehemals organischer Suchergebnisse nun im Rahmen der Google Universal Search nur mehr bezahlte Werbung „vorne“ anzeigt? Wo werden denn Ihre Affiliate-Seiten rangieren? Unter „ferner liefen“, auf Seite 3, oder noch weiter hinten, wo sowieso „kein Schwein“ mehr hinscrollt…
Und was macht Google?
Google geht einen fundamentalen, aber logischen Schritt weiter: Google mausert sich mittlerweile in anderen Ländern bereits zum eigenen Affiliate und startet eigene Vergleichsportale für Versicherungen wie u.a. in Großbritannien… und die sind natürlich vorne gelistet. Und da würden Sie als kleiner Affiliate doch nur stören, oder meinen Sie wirklich, gegen die Übermacht von Google mit noch so gutem Content anzukommen? Wirklich? Und der Bereich Versicherungen ist mit dem eigenen Affiliate doch nur der Anfang: Da geht es schon nicht mehr nur um „kleine“ Affiliate-Provisionen, da will Google jetzt auch den deutschen Markt aufrollen: Haben Sie zufällig den Artikel in der FinancialTimes vom 15.11.20112 gelesen? Da steht schwarz auf „rosa“:
„Google spricht mit deutschen Versicherern, Thema ist ein weiteres Vergleichsportal im Internet.“
Und was bedeutet dieser einfache Satz weiter und tiefer hinterfragt:
Google weiss doch eigentlich anhand Ihrer Sucheingaben alles über seine Nutzer. Es hat in den vergangenen Jahren eine derartig ausgefeilte Strategie der Informationssammlung und vor allem -Verarbeitung über das Verhalten seiner Nutzer aufgebaut, dass es heute schon allen Versicherern und Vergleichsportalen meilenweit voraus ist. Google macht es uns also in Großbritannien vor, indem es ein eigenes Vergleichsportal aufsetzt… Und was kommt dann? Versicherer sowie Portale werden als Anzeigenkunden noch stärker zur Kasse zu gebeten und Sie als (sorry: kleiner und unbedeutender) Affiliate werden aufgeben müssen, denn da können Sie nicht mehr mithalten.
Und was bedeutet dies für Sie?
Sicher wird dieses voraussehbare Vorgehen nicht jede Nische, aber gerade die soeben angesprochene Versicherungs- und Vergleichsbranche betreffen, auch weitere grosse geld- und provisionsintensive Nischen wie Tourismus werden hiervon betroffen sein… Fragen Sie sich doch einmal, wo landet dann Ihre Vergleichsseite „Versicherung“, „Energie“ oder „Tourismus“? Und überdenken Sie dabei, welche Weichen Sie in welche Richtung für die nahe Zukunft stellen können (und vielleicht sogar müssen)…
… viel Erfolg dabei wünscht Ihnen
PS: Für mich werden zukünftig nur noch Nischen interessant sein (können), bei denen es nicht nur um „einfache“ Vergleiche gehen wird, sondern bei denen ich als Affiliate auf ein fundiertes Fachwissen verweisen kann.
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