Sie kennen die ewige Leier der Zeitmanagement-Gurus: Jeder von uns verschwendet in seinem Job aus dummer Gewohnheit Zeit und Energie, Sie genauso wie meine Mitarbeiter und natürlich ich auch…
Jetzt ist eigentlich Halbzeit. Zeit zur Jahresmitte die Gelegenheit zu nehmen, vor oder nach dem Urlaub „daran“ etwas zu ändern: Nutzen Sie doch in Zukunft Ihre kostbare Zeit lieber für Dinge, die wirklich zählen…
Vor kurzem musste ich mir unfreiwillig eine Auszeit nehmen, es war einfach nur dumm gelaufen, knapp erzählt: Beidseitiger Bänderriß am Knöchel. Sie kennen es, geht nicht gibt’s nicht, also Zähne zusammengebissen und weitergearbeitet, denn „man wird ja gebraucht“ … meint man…
Doch dann ging’s in die Klinik: Kein Handy, kein Internet, zum Nachdenken verdammt…
Diese Distanz half mir allerdings zu verstehen, was wirklich wichtig ist für mich – und welche ach so arbeitsintensiven Tätigkeiten doch nur einen oberflächlichen Anschein von Produktivität vermitteln:
Sie kennen das:
Sofort Antworten wie ein dressierter Affe:
Ja natürlich haben Sie es schon dutzende Mal gelesen, aber haben Sie es auch schon einmal umgesetzt? Jeder Produktivitäts-Experte rät Ihnen, Ihre E-Mails nur in festen Zeitabständen zu checken – sagen wir, alle 2-3 Stunden.
Und natürlich hält sich so gut wie niemand daran. Liegt das vielleicht daran, dass E-Mails anscheinend das Gehirn abhängig machen: Dir entgeht was!
Aber mal eine Woche völlig wegzubleiben – und die eingegangenen Emails nur einmal checken zu können, öffnete mir zwangsläufig die Augen: Sehr, wirklich sehr wenige Mails bedürfen einer sofortigen Antwort… Und im Nachhinein betrachtet: Eigentlich gar keine… Eine Wartezeit von 3-4 Stunden bringt ganz sicher niemanden um. Und mir/Ihnen erlaubt dieser zeitliche Freiraum, auch mal untertags etwas Substanzielles fertig zu bekommen.
Überflüssige Dinge als wichtig „reinsaugen“:
Ich hatte vor meinem Krankenhausaufenthalt ungefähr über zwei Dutzend Newsletter-Abonnements. Und damit unterlag ich dem imaginären Zwang, doch bloß keine ach so vermeintlich wichtige Information zu übersehen. Aber nach diesem einmonatigen Entzug sah ich klarer, welche Lektüre mir tatsächlich etwas brachte – und welche Newsletter eher lästige Pflicht waren.
Fazit: Ich sortierte brutal aus und reduzierte diese Informationsüberflutung auf das Notwendige. Dumme Frage an Sie: Von welchen Newsletter-Abonnements können Sie sich trennen? Von keinen, ehrlich?
Glauben Sie, mit dieser Internetgeschwindigkeit überhaupt mithalten zu können? Das ist ein Irrtum. Die Geschwindigkeit, mit der alle möglichen wichtigen und unwichtigen Informationen auf uns zu rasen, ist nicht mehr abwendbar. Die Geschwindigkeit und insbesondere die Datenfülle wird immer schlimmer… Je schneller diese Daten-Wellen kommen, umso mehr sollten wir uns bewusst werden, wie wir darin zu navigieren haben.
Nie zuvor war es so wichtig zu sagen, „Nein!“
- Nein, ich werde nicht auch noch diesen Artikel lesen.
- Nein, meinen Kommentar auf diesem Blog braucht es wirklich nicht…
- Nein, ich werde nicht diese E-Mail lesen, geschweige denn auch noch darauf antworten.
- Nein, ich werde nicht diesen dummen Anruf außerhalb meiner Telefonzeit annehmen.
Überlegen Sie sich doch einmal, wäre jetzt zur Jahreshälfte nicht eine wirklich gute Zeit,mal nachzudenken, zu pausieren, Vergangenes zu überdenken, neue, wirklich neue Prioritäten zu setzen und sich wirklich auf das WESENTLICHE zu konzentrieren?
Mein Vorschlag: Machen Sie sich doch einmal zwei Listen:
Liste 1: Ihre Topp Liste (Was wollen Sie? Ihr Weg nach vorn!)
Was wollen Sie erreichen? Was macht gerade Sie denn glücklich? Was ist gerade Ihnen wichtig? Gestalten Sie Ihre eng bemessene Zeit so, dass Sie sich um genau diese Dinge kümmern können: Denn Ihre Zeit ist eine wirklich beschränkte Ressource, denn Sie können nun mal nicht 25 Stunden am Tag arbeiten, denn er hat nur 24!
Liste 2: Ihre „das ignoriere ich ganz einfach“ – Liste (Ihre Ablenkungen)
Ja was bringt mir diese zweite Liste? Wenn Sie sich überlegen, wie leicht wir alle uns ablenken lassen und wie viele Ablenkungen wir jeden Tag haben, ist diese zweite Liste heute vielleicht wichtiger denn je.
Fragen Sie sich doch zukünftig jeden Morgen, was ist mein Plan für heute?
Womit werde ich meine Zeit zielorientiert verbringen? Bringen diese Aktivitäten mich auch weiter, hin zu meinen persönlichen Schwerpunkten? Will ich mich durch irgendwelche Nebensächlichkeiten wirklich ablenken lassen?
Und überlegen Sie sich: Um mein Ziel zu erreichen, sollte ich doch den Mut haben, strukturierte Entscheidungen zu treffen, und dabei vielleicht ein paar Leute auch enttäuschen zu müssen…
Raffen Sie sich auf, Ihr Projekt auch wirklich durchzuziehen, rät Ihnen
Ihr Dr. HJ Karg