Sie kennen den Halo-Effekt nicht? Wirklich nicht, auch wenn Sie ihn tagtäglich anwenden? Dann möchte ich Ihnen diesen „wichtigen“ Halo-Effekt anhand dieses Beispiels erklären:
„Sie sehen eine Person, die Sie nicht kennen. Diese Person scheint erfolgreich, ist besonders gut aussehend. Und was werden Sie als erstes denken, auch wenn Sie noch nie mit der Person geredet haben?“
Meist kommen Ihnen (zugeordnete) Eigenschaften wie intelligent, sympathisch oder charmant in den Sinn. Sie fragen sich, warum Sie das denken? Dies ist auf den Halo-Effekt zurückzuführen.
Der Halo-Effekt beschreibt, dass eine wahrgenommene Eigenschaft, ob positiv oder negativ, alle anderen wahrgenommenen Eigenschaften überstrahlt.
Die Wirkung des Halo-Effekts lässt sich ständig im Alltag beobachten:
- Wer besonders dick ist, wird gerade über seinen Körperumfang wahrgenommen – und steht damit sofort im Generalverdacht maßlos, faul, willensschwach oder gar dumm zu sein.
- Schüler mit Brille wirken auf ihre Umgebung belesen… intelligent…
- Und und und… Ihnen fallen sicher weitere “Vorurteile“ ein, die eigentlich nichts weiter sind, als das pointierte Eingeständnis, dass unsere Klischees größer sein können als unser Verstand…
Schon bei Kindern ist der Halo-Effekt zu sehen. Denn besonders Kinder und Jugendliche werden stark vom äußeren Erscheinungsbild beeinflusst. So entstehen Vorbilder!
Das Einordnen in Kategorien beginnt somit schon früh und wir bestimmen, wen wir als schön, hässlich, mächtig oder faul betrachten. Oft ist es die Umgebung, die uns die Schubladen zeichnet, die wir nur noch mit Personen zu füllen haben.
Das Zuordnen von Personen geschieht in sozialen Kategorien und geschieht spontan und schnell. Wir können dadurch die Welt besser verstehen und können mit vielen Dingen leichter umgehen.
Der erste Eindruck macht die zukünftige Musik!
Wenn Sie jetzt gut zugehört haben, dann machen Sie sich bei Ihrer nächsten Bekanntschaft genau dies zunutze!
Geben Sie zu Beginn des Gesprächs Informationen über sich preis, die Sie als besonders sympathisch darstellen lassen. Damit dominieren diese positiven Informationen während des gesamten Gesprächs und Ihr Gegenüber geht mit einem guten Bild über Sie nach Hause.
Wenn Sie ihm zuvor auch noch etwas erzählt haben, was er als besonders positiv betrachtet, wird dieses Details als besonders wichtig betrachtet und kann alle negativen Details überschatten.
Ein Beispiel: Sie treffen jemanden, der großer USA-Fan ist. Wenn Sie ihm nun freudestrahlend in den ersten Sätzen Ihrer Konversation erzählen, dass Sie die letzten Jahre in Florida gelebt haben, haben Sie bereits Pluspunkte gesammelt.
Doch das ist noch nicht alles. Heben Sie hervor, was Sie dort getan haben und was Ihre positiven Eigenschaften sind und betonen Sie währenddessen immer wieder, wie gut es Ihnen in den USA gefallen hat! Von diesem Moment an haben Sie einen neuen Freund gefunden!
Sollten Sie Ihrem Gegenüber gelangweilt und mit einem trockenen Gesichtsausdruck bloß einen Schwank aus Ihrer Jugend oder von dem aktuellen Büroplausch erzählen, wird er Sie schnell für langweilig und unwissend halten.
Denn generell gilt, dass attraktive Personen als erfolgreich, zufrieden und schlau eingeschätzt werden. Im Gegensatz dazu werden die nicht so auffälligen Personen als langweilig, unwissend und unproduktiv gesehen.
So werden Eigenschaften, die mit einem Merkmal assoziiert werden, auf die Person oder einen Gegenstand, zu dem sie gehören, übertragen.
Wirkt eine Person besonders sympathisch auf Sie, sprechen Sie dieser Person gegebenenfalls weitere (positive) Eigenschaften wie Offenheit, Charakterstärke oder Durchsetzungswillen zu – ohne es wirklich zu wissen.
Machen Sie sich Ihre Gedanken dazu – und Sie werden erkennen müssen:
Das eigentlich Fiese an dem Halo-Effekt ist, dass wir ihn kaum abstellen können.
Wir können seine Funktionsweise intellektuell noch so sehr begriffen und verinnerlicht haben – beim nächsten Mal trübt er unser Urteilsvermögen doch wieder.
Umgekehrt können wir ja auch nicht verhindern, dass uns andere binnen Sekunden in eine Schublade stecken und beispielweise von unserer Frisur auf unsere Stimmung schließen oder von der Körbchengröße Ihres weiblichen Gegenüber auf den Intellekt.
Es ist der Automatismus des ersten Eindrucks, unsere Liebe zu Stereotypen, die alles überstrahlt. Ein Irrlicht, keine Frage.
Die Wucht, die der Halo-Effekt beim einzelnen Individuum entwickelt, ist derart groß, dass ganze Wirtschaftszweige ohne ihn kaum existieren könnten:
- Die Kosmetikindustrie zum Beispiel wäre ohne den Halo-Effekt praktisch pleite.
- Ähnlich verhält es sich mit der Modebranche: Mittels Halo-Hilfe verwandelt hier eine simple in China für ein paar Cent zusammengeschneiderte Jeans binnen Sekunden in ein 200 Euro kostbares Must-have-Accessoire – solange sie nur am Körper eines angesagten Supermodels prangt.
- Und auch der Käufer nutzt am Ende den Effekt quasi en passant. Mittels Markenstrahlkraft demonstriert er oder sie: „Sieh her! Weil ich eine solche Hose trage, bin ich ebenfalls attraktiv, hip und irgendwie besser als jeder Billighosenträger.“
Doch auch im Bewerbungsgespräch kann der Halo-Effekt bestimmte Vorteile mit sich bringen. So können wir gleich zu Beginn des Gespräches unsere positiven Eigenschaften besonders hervorheben, während wir auf andere Details im Laufe des Gesprächs eingehen. Der Gegenüber merkt sich in diesem Fall besonders die zuerst genannten Informationen.
Gehen wir mal ein Jahrhundert zurück:
Im Jahr 1920 hat Edward Lee Thorndike in einem Experiment mit Soldaten bewiesen, wie die Beurteilung dieser von ihren Vorgesetzten beeinflusst werde:
Die Offiziere bewerteten die Soldaten unter anderem nach Charakter, Kondition, Intelligenz und Führungsqualitäten.
Was in dieser Studie sowie in weiteren Experimenten auffiel war Folgendes:
- Besonders gute Bewertungen erhielten Soldaten mit hübschem Gesicht und einer guten Körperhaltung und sie wurden als sympathisch angesehen.
- Soldaten mit einem nicht so schönen Äußeren wurden als schlechter, minderbegabt und unsympathisch angesehen.
Und so können Sie den Halo-Effekt für sich und Ihre Website nutzen:
- Das erste, was Sie bei dem ersten Eindruck Ihrer Website beachten sollten, ist ein hochwertiges, professionelles Design, das sich in jeder Ebene Ihrer Website wiederfindet. Dadurch werden Sie als kompetent, seriös und ehrlich wahrgenommen. Zudem kann das Design Ihre Preise rechtfertigen. Ein schickes Design sagt objektiv nichts über die Qualität des Angebots – subjektiv wirkt jedoch der Halo-Effekt.
- Den gleichen Effekt haben gute Produktbeschreibungen und hochwertige Bilder. Betonen Sie die Einzigartigkeit des Angebots mehrmals und versuchen Sie positive Gefühle durch die Produktbeschreibungen hervorzurufen.
Betonen Sie immer wieder die „eine“ positive Haupteigenschaft, für die Ihr Unternehmen steht.
Sei es auf der Website, bei Kundengesprächen, Newslettern oder ähnlichem (ohne zu überreiben).
Wird der Kunde diese Eigenschaft oft genug mit Ihnen in Verbindung hören, wird er Sie Ihnen auch später zuschreiben. So haben Sie den Halo-Effekt umgesetzt… Zusätzlich wecken Sie Interesse und werden bekannter und aus Kundensicht sympathischer und attraktiver.
Was hindert Sie denn, diesen Halo-Effekt gezielt bei sich einzusetzen,
fragt sich