Im Internet-Marketing Bereich “Geld verdienen” sind so manche Marketer mit ihren Aussagen und vollmundigen Versprechungen nicht gerade zurückhaltend. Diesen teilweise grotesken Ausuferungen möchte Clickbank nun einen Riegel vorschieben:
„ClickBank hat diese Richtlinien entwickelt, um Vendoren einen besseren Überblick für die sachgemäße Verwendung von Nachrichten, Darstellungen, Nutzung von Bildmaterialien und Referenzen auf ClickBanks Verkaufsseite und anderen Werbematerialien zu geben…
Das Nutzen von Zeugnissen und Empfehlungen muss mit den FTC-Bestimmungen im Einklang sein. Dies bedeutet, dass Vendoren keine falschen oder irreführenden Aussagen in deren gedruckten oder Video-Medien nutzen dürfen.“ Soweit Clickbank …
(Mehr oder weniger) unabhängige amerikanische (!) Finanzbehörden werden also zukünftig das deutsche Clickbank-Vendoren-Netzwerk einer (gründlichen?) Prüfung unterziehen.
Hier soll es vorrangig um Werbeaussagen und Preisgestaltungen gehen.
Frage ich mich:
Wozu brauchen wir denn dazu eine angeblich UNABHAENGIGE, noch dazu amerikanische Finanzbehörde?
Haben wir in Deutschland nicht eine der restriktivsten Gesetzgebungen und Rechtsprechungen? Und da sollen sich jetzt die völlig anders denkenden und vor allem rechtsprechenden Amerikaner aufmachen, uns zu erklären, wie Recht und Aufsicht geht? Nur so als Einwurf: sahen wir diese amerikanische Kompetenz nicht bei der Lehman-Pleite?
Waren in der Vergangenheit nicht alle Clickbank Nutzer mit diesem Portal zufrieden, war nicht die anfängliche Euphorie schnell einer Ernüchterung gewichen?
Jetzt also ein neuer, rigoroser und damit vielleicht erfolgreicher Schritt zu mehr Akzeptanz in Deutschland?
Clickbank änderte die Richtlinien zu Werbemaßnahmen für Vendoren mit Wirkung zum 01. August 2011.
Seit diesem Datum müssen neu in Verkehr gebrachten Artikel diesen geänderten Richtlinien entsprechen. Für bestehende, alte Produkte gilt eine Übergangsfrist bis zum 31. August 2011.
Diese Richtlinien sind auf der Webseite von Clickbank abrufbar.
Doch ob OttoNormalanwender diese Regelungen verstehen, mag ich anzweifeln. Diese neuen Richtlinien versuche ich (so wie ich sie verstanden habe) aus dem „Juristendeutsch“ in für Sie anwendbare Informationen umzusetzen.
Hier mein kurzer, sicher nicht vollständiger Überblick über die seit 1. August 2011 geltenden Neuerungen bei Clickbank:
- Zeugnisse und Empfehlungen,
die zu Werbezwecken im Rahmen des Produktverkaufs eingesetzt werden, müssen einer Überprüfung auf deren Wahrheitsgehalt hin standhalten: „Dies bedeutet, dass Vendoren keine falschen oder irreführenden Aussagen in deren gedruckten oder Video-Medien nutzen dürfen.“ Es dürfen weiterhin auch keine „bezahlten“ Testimonials mehr benutzt werden. (Frage: wie will man das denn überprüfen?) Eingesetzte Schauspieler müssen als diese erkenntlich gemacht werden.
Soll zum Verkauf ein Video eingesetzt werden, muss dieses Skript vorab eingesandt werden, diese Videos müssen von Clickbank abgesegnet und freigegeben werden.
- Falschangaben über begrenzte Verfügbarkeit
Es ist zukünftig nicht mehr erlaubt, eine angeblich künstliche Verknappung eines Produktes zu behaupten, wenn es tatsächlich in unbegrenzter Menge verfügbar ist. Erlaubt ist allerdings auch wie bisher, nach einer gewissen Zeitspanne den Verkaufspreis effektiv anzuheben.
- Durchsichtige, präzise Preisgestaltung
Preisangaben sind jetzt verboten, die suggerieren sollen, dass das Produkt ursprünglich zu einem höheren Preis angeboten wurde. War der Verkaufspreis seit Einführung des Produktes unverändert, sind „angebliche Preisreduzierungen“ ab sofort nicht mehr erlaubt. Clickbank fordert hier eine durchsichtige Preisgestaltung. (Und bei dieser „Forderung“ wird es wohl bleiben)
Preise müssen zukünftig klar und deutlich dargestellt und ggf. erklärt werden: So muss bei Abonnements (inkl. des Produktkaufs auf Probe) der erfolgende, wiederkehrende Abbuchungsablauf und der wiederkehrende Preis klar und deutlich dargestellt werden.
- Upsells / Einmal-Angebote / Downsells
Wir kennen Sie doch alle, die allseits beliebte Spielerei bei Clickbank-Vendoren:
Ködern mit einem kleinen Preis, dann kommt eines der vielen Upsells, also weitergehende, zusätzliche Angebote NACH einem Produktverkauf. Will man als Kunde zum Beispiel einen Report für geringes Geld kaufen, man wird aber statt zum Zahlvorgang danach erst einmal auf eine neue Verkaufsseite zu einem „noch besseren“ Report mit einem höheren Preis geleitet.
Genau so sieht es bei Downsells aus, wo der Seitenbesucher das Produkt nicht kaufen will, er statt das Exit zu bekommen, auf eine abgespeckte, billigere Version zum neuen Kauf angesetzt wird.
Hier begrenzt Clickbank ganz klar diese bekannt „netten“ Möglichkeiten der Vendoren, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.
- Werbetechniken
Zukünftig sollen die eingesetzten Werbetechniken für jeden Kunden einfach leicht nachvollziehbar sein. Wenn ein Vendor behauptet, „jeder verdient mit diesem Produkt $ 500 in einer Woche“, dann muss er diese Behauptung auch beweisen können. Und hat der Vendor die Verwendungsrechte für sog. Markenlogos nicht, dürfen diese nicht mehr eingesetzt werden
Was will Clickbank damit erreichen?
Clickbank versucht hier rigoros zum weitergehenden Schutz der Kunden ein neues, angeblich transparenteres System umzusetzen. Es versucht, den schwarzen Schafen, die trotz den angeblich bisher schon vorgenommenstrengen Prüfungen durchrutschten, das Handwerk zu legen.
Ob das gelingen wird, mag ich zu bezweifel, aber ein Versuch ist es zunächst mal.
Wenn sich Clickbank zukünftig auch die Videoskripte vorlegen lassen und so nur noch Aussagen zulassen wird, die für jeden Einzelnen real nachvollziehbar sind, wird sich auf dem weltgrößten Marktplatz vielleicht doch etwas bewegen.
Der Praxisalltag wird es zeigen, meint
DR. HJ Karg
Artikelbild: © Kaarsten – Fotolia.com