Toleranz? Eigentlich bin ich ja tolerant…
.. Ja „eigentlich“, aber in manchen Situationen finde ich, ist eine absolute Anti-Toleranz-Haltung angebracht!
Es geht mir hier um Situationen, in denen Sie etwas NICHT tun wollen, einer alten Gewohnheit NICHT folgen wollen, diese sogar für immer loswerden wollen.
Doch was ist eigentlich Toleranz:
Toleranz bezeichnet allgemein ein Geltenlassen anderer oder fremder Meinungen, Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.
Das zugrundeliegende Verb tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen tolerare („erdulden“, „ertragen“) entlehnt.
Antoine de Saint-Exupéry schrieb dazu meiner Erinnerung nach:
„Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen!“
Und was hat es sich mit der Antitoleranz auf sich?
Dazu eine Frage: Kennen Sie die Wirkweisen Ihres Gehirns?
Im Rahmen meiner Untersuchungen zum Thema Burnout habe ich mich in den letzten Jahren viel mit der Funktion des Gehirns beschäftigt.
Denn erst wenn man versteht, wie das Gehirn „grob“ funktioniert, ist es viel leichter, aktiv ungewollte Gewohnheiten loszuwerden:
Im Gehirn bilden sich neurale Pfade, wenn wir Gewohnheiten durch tägliche Wiederholung installieren. Diese funktionieren wie eine Reihe Dominosteine, die hintereinander aufgestellt sind:
Fällt der erste, fällt die ganze Reihe!
So einfach ist es: Dieser Mechanismus der neuralen Pfade vereinfacht den Tagesablauf unseres Lebens enorm, denn wir müssen nicht tagtäglich mentale Entscheidungsenergie in den Ablauf simpelster Tätigkeiten stecken.
Denn diese neuronalen Pfade schalten uns quasi auf Autopilot: Sie kennen es doch automatisiert:
Aufstehen – Toilette – Dusche – Kaffee – Smartphone checken …
Das sind automatisierte, tägliche Gewohnheiten…
Nehmen wir jetzt jedoch an, Sie wollen eine ungesunde Gewohnheit loswerden wie das Trinken von Alkohol.
Sie beschliessen: „Ab morgen für 1 Monat keinen Wein mehr!“
Und toll, Sie sind stolz auf sich: Sie halten schon 3 Tage durch…
Doch dann kommen langsam aber stetig Gedanken auf, wie: „Ach, alle 3 Tage könnte ich doch noch mal ein Gläschen trinken. Wenn ich schon 3 Tage so einfach schaffe, dann könnte ich doch…“
Kennen Sie diese Denkweise?
Wenn Sie innerlich eigentlich schon entschieden haben, es doch zu tun? Sie diskutieren mit sich selber und währenddessen ist im Hintergrund tief in Ihrem Gehirn schon die Entscheidung getroffen worden:
„Was soll´s, ich tu es doch“
Und hier ist der Knackpunkt: Wenn Sie erst mal anfangen, erneut mit sich zu verhandeln, haben Sie meistens schon verloren!
Der erste Domino kippt und die Sache nimmt ihren Lauf wie immer. Sie kennen dann den Frust „hinterher“?
Meine vielfach erprobte Lösung für diese Problematik:
Den ersten Domino des neuralen Pfades gar nicht erst umkippen lassen. Das verhindern Sie und natürlich auch ich, indem man konsequent eine Anti-Toleranz Haltung für innerliches Verhandeln einnimmt.
Die ersten Gedanken wie „soll ich vielleicht doch“ sofort unterdrücken. Je früher man einschreitet, umso sicherer bleibt man auf dem Weg, sein neues Ziel zu erreichen und die alte Gewohnheit abzustellen.
Gut funktionierte für mich zu sagen und vor allem zu denken: „Solche Gedanken sind verboten.“ Und schnell wende ich meine Aufmerksamkeit einer anderen Sache zu.
Nein!… sage ich zu mir, „wir gehen jetzt nicht zum Kühlschrank“ , der Wein kann noch warten!
Manche Kollegen ergänzen ihre Aktivitäten noch mit Strategien wie Strafe & Belohnung, um sich auf dem einmal vorgegebenen Kurs zu halten.
Die Anti-Toleranz gegenüber dem inneren Nachverhandeln ist aus meiner Sicht jedoch viel wirksamer, wenn man es wirklich verinnerlicht und die Funktionsweise der neuralen Pfade versteht.
Also, beherzigen Sie meine Anti-Toleranz-Strategie!
Seien Sie absolut skrupellos und intolerant gegenüber dem inneren Nachverhandeln!
Üben Sie Anti-Toleranz, wenn Sie einmal eine feste Entscheidung getroffen haben.
Es zahlt sich aus..
Meint Ihr
PS: Dieser Text ist ein kleines Ausriss aus meinem Tutorial www.burnout-strategie.de