War nicht einmal Respekt ein Begriff, der früher so mal als soziales „Schmiermittel der Gesellschaft“ bezeichnet wurde?
Lang, lang ist´s her.
Doch wollen wir, wie so einige junge Internetmarketer glauben, es ausleben zu müssen, wirklich auf den Respekt dem Anderen gegenüber verzichten?
Gehen wir doch erst einmal wissenschaftlich vor:
Respekt ist psychologisch gesehen zunächst eine Einstellung zwischen einem Subjekt und einem Objekt.
Respekt einem Anderen gegenüber entsteht sicher nicht, weil dieser ihn einfordert, sondern nur, weil man selbst erkennt, dass dieser gezeigte Respekt die „richtige“ Einstellung diesem anderen Menschen gegenüber ist.
Stellt sich uns doch gleich die Frage: Ist Respekt gleich Respekt oder gibt es da Unterschiede?
Der Begriff „Respekt“ wird leider ganz oft unpräzise benutzt.
Jemand, der sagt, er hat Respekt vor einem Kampfhund, meint eigentlich aber Angst.
Ein Chef kann Respekt einfordern, meint aber eher Gehorsam.
Ältere Menschen sprechen eher davon, dass Jugendliche heute keinen Respekt mehr haben, bedauern aber doch eher einen Mangel an Höflichkeit.
Psychologen – und die müssen es doch wissen (!) – unterscheiden generell zwei Arten von Respekt:
- Einerseits gibt es einen respektvollen Umgang untereinander im großen Sinne von „Achtung“. Die einzige Bedingung dafür ist doch nur: Man „achtet“ einander als gleichwertigen Menschen.
- Die andere Art von Respekt ist der Respekt, den man einem Dritten, Unbekannten für dessen erbrachte Leistung zollt.
Stellt sich uns die nächste Frage: Ist das Gefühl von Respekt angeboren?
Halten wir doch mal als Basis fest:
Wir Menschen sind soziale Wesen und quasi darauf programmiert, miteinander auszukommen. (… zu müssen)
Wir wissen eigentlich von Kindesbeinen an, dass wir im sozialen Gefüge klarkommen müssen, aber wir wissen doch nicht sofort, wie:
Denn das müssen wir erst noch lernen.
Und vor allem, das „Wie miteinander umgehen“, und im Gegenzug, nicht von Jedem „angemacht zu werden“, das ist dann doch ein verständlicher, absolut menschlicher Wunsch.
Also sollten wir nicht doch „Respekt“ voreinander haben, nicht nur archaisch mit der berühmten Keule aufeinender einzuschlagen, bis der Andere am Boden liegt und endlich Respekt zollt?
Ist das Problem wirklich nur, dass der Begriff „Respekt“ nicht differenziert genug von uns allen benutzt wird?
Sollte ich mir nicht überlegen, wenn ich Jemandem „Respekt“ zolle, dann mache ich dies dochfreiwillig?
Und wer macht das denn noch? Heute wird im Internet, in den Communities und den Blogs doch oftmals schneller geschrieben, als anscheinend irgendwie gedacht wurde, oder haben Sei nicht schon so viele Mails erhalten, wo Sie sich gedacht haben:
Hat er sie noch alle? Hat er sich das wirklich überlegt, hat er sich vor Augen gehalten, was er da schreibt, welche Beleidigungen er da loslässt?
Ist in unserer heutigen Zeit wirklich das Mindestmaß an Respekt, die minimale Achtung vor dem Einander gänzlich abhanden gekommen?
Ist eine Welt ohne Respekt möglich?
Ist Respekt nicht das gesellschaftliche Schmiermittel, ohne das es ständig Reibung und Überhitzung geben würde?
Brutal ausgedrückt: Töten wir unsnicht nur deshalb nicht, weil irgendwelche Gesetze es uns verbieten, sondern weil wir einander zumindest „zumeist“ als gleichwertig ansehen?
Warum respektieren wir uns denn im Großen und Ganzen nicht?
Müssten wir nicht den Anderen als den individuellen Anderen akzeptieren? Mit all seinen Problemen, Andersartigkeiten?
Würden wir ohne diesen sozialen Schmierstoff – genannt Respekt – nicht die Errungenschaften unserer Zivilisation verlieren?
Der Begriff „Respekt“ hat doch bei vielen Menschen heutzutage keinen guten Klang, er wird einfach negiert: Erinnert er doch Viele an überholte Vorstellungen von Gehorsam, Klappe halten und Unterwerfung.
Und „Respekt“ wird oft mehr gefordert als überhaupt gewährt:
Alte verlangen „Respekt“ von den Jungen. Die Oberen von den Unteren.
“Doch Respekt kommt in seinem lateinischen Ursprung von “respectus”, bedeutet also soviel wie “Zurücksehen” und “Berücksichtigen”. Hat also weniger mit Gehorsam und Unterordnung zu tun als mit Begriffen wie Höflichkeit, Anerkennung, Würde, Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Fairness”, schreibt Wolf Lotter in seinem wirklich lesenswerten Beitrag in brandeins.
Versuchen wir den Begriff „Respekt“etwas zu erklären: Es gibt nun mal – grob gesehen – zwei Arten von Respekt.
- Horizontaler Respekt entsteht nur auf der Grundlage einer bewusst wahrgenommenen Gleichwertigkeit: Er drückt sich vor Allem dadurch aus, dass man einen Anderen prinzipiell als gleichwertiges Gegenüber behandelt und daher insbesondere dessen Wünsche in seinem eigenen Handeln stets berücksichtigt.Horizontalen Respekt gibt es nur unbedingt undauch nur absolut: Entweder man erkennt den Anderen als gleichwertigen Gegenüber an oder man tut es nicht.Das setzt aber auch soziale Einsicht voraus, dass Menschen also gleichwertig (nicht aber gleich) sind. Horizontaler Respekt kann somit erlernt werden.
- Vertikaler Respektentsteht, wenn dem Anderen größeres Wissen, größere Fähigkeiten, größere Leistungen oder irgendwie herausragende Eigenschaften zugeschrieben werden.Vertikaler Respekt drückt sich also insbesondere darin aus, dass man einem Anderen in diesen, von ihm vorgelebten Bereichen freiwillig folgt.Vertikaler Respekt ist somit insbesondere in Firmen oder Organisationen vorzufinden und hier auch „überlebenswichtig“: Denn durch diesen vertikalen Respekt wird generell signalisiert, dass man sich freiwillig unterordnet(… denn dadurch funktioniert die Verwaltung reibungslos.)
Keine dieser beiden Arten des Respekts kann man erzwingen.
Die implizierte Gleichwertigkeit der Menschen im horizontalen Respekt muss selbst (!) eingesehen werden. Die implizierte Differenz im vertikalen Respekt muss dann ersterkannt, dann anerkannt und erst dann auch für richtig befunden werden.
Warum verlieren in Konflikten dann so Viele den gegenseitigen Respekt?
Wenn bei zwei Parteienunvereinbare Unterschiede zwischen sich oder Bedrohungen ihrer Mittel, Bedürfnisse oder Werte wahrgenommen werden, dannentsteht ein Konflikt. Dann stellt sich für jeden der Beteiligten die Frage, ob der Andere als gleichwertig berücksichtig werden soll. Und daraus kann man nur schließen:
Respekt vor dem Andersdenkenden kann man nur als ein Zeichen menschlicher Reife sehen:
Erfordert es doch das Hintanstellen des eigenen Egos und das Akzeptieren andersartiger Meinungen, Werte und Handlungen. Im Gegensatz zu Anerkennung muss man sich Respekt nicht erst verdienen:Denn: Respekt kann man nicht einfach einfordern, sondern sich nur dafür entscheiden und im eigenen Denken und Handeln verankern. Respektvolles Verhalten kommt aus einer inneren Haltung.
Heißt das nun, dass uns der Respekt anderen gegenüber abhandengekommen ist?
Das redet sich wohl jede Generation ein.
In einer Gesellschaft, die so heterogen ist wie die in Deutschland, mit so vielen unterschiedlichen Kulturen und Ansichten, gibt es nun einmal eine Wertepluralität.
Unterschiedlichen Menschen sind unterschiedliche Dinge wichtig. Nur stellt sich mir die naive Frage, ob hier die geäußerten Bedrohungen gegenüber einem vielleicht Andersdenkenden für so manche Teilnehmer am Internetmarketing angebracht?
Wenn wir dann noch lesen müssen, „mache ich Sie platt“ oder „ich habe keine Probleme über Ihre Geschäftsgebahren und unseren Emailverkehr auch mal eine lebevollen Blog zu schreiben“ wo dieser Schreiberling wirklich Nix von Allem versteht? Frage ich mich naiv, wo bleibt da noch Anstand und Respekt?
Die Wiederentdeckung einer vergessenen Tugend ?
heißt es wirklich treffend und lesenswert auf dem Buchumschlag des neuen Buchesvon René Borbonus:
“Respekt! Wie Sie Ansehen bei Freund und Feind gewinnen.”
Und wäre das nicht etwas für Sie, ja auch Sie, diese jungdynamischen Internetmarketer, die noch nichts geleistet und nichts vorweisen können, dafür aber mit dummen Sprüchen nur so um sich werfen?
Denn wird nicht allenthalben der Mangel oder gar der vollständige Verlust von Respekt beklagt?
Renè Borbonus stellt in seinem Buch klar:
Respekt ist nicht nur Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft. Es ist der Schlüssel zum ganz persönlichen Erfolg. Wer beruflich und privat langfristig etwas erreichen will, kommt mit einem egoistischen und arroganten Verhalten nicht weit. …
Mit anderen Worten: Nur wer lernt, mit anderen respektvoll umzugehen, wird am Ende selbst Respekt und Anerkennung gewinnen.
Neben vielen hintergründigen Denkanstößen und sozialkritischen Betrachtungen unseres tagtäglichen Lebens zeigt dieses Buch von René Borbonus grundlegend wichtige Konzepte der Kommunikation und stellt sie in einen neuen wichtigen Zusammenhang:
Respekt als “soziales Gleitmittel” ist für ein Zusammenleben unverzichtbar.
Und er hat Recht, wenn er in Hinblick auf die Hybris „ich kann alles und weiß alles besser“ so mancher Internetmarketer schreibt:
Respekt beginnt zunächst bei sich selbst.(!)
Und wenn Sie das dann auch noch umsetzen, dann verstehen Sie ganz konkret, dass Sie sich “getrennt” von den anderen erleben und entwickeln können:
ALSO: Sich abgrenzen, ohne jedoch den Anderen zu verletzen…
… Und lesen Sie das wirklich gute Buch von Renè Borbonus
Das zum Nachdenken am Wochenende und positive Gedanken wünscht Ihnen
Ihr DR. HJ Karg
One Comment
Maren
ja wirklich toller Artikel. Interessant und informativ! : )